In den frühen sechziger Jahren gestalteten die Bewohner des Schussentobels jedes Jahr einen Umzugswagen mit abwechselnden Motiven, um damit am Reutener Umzug teilzunehmen: Von Durlesbach aus wanderte die Ulkgruppe mit ihrem Wagen jedes Jahr zum Umzug nach Reute. Nach 1963, dem Gründungsjahr der Narrengilde, wurden die Motive und Themen zunächst weiterhin jährlich geändert, ehe man schließlich bei einer Räuberbande blieb. Aus ihr entstanden die ersten Schussentäler.
Die Schussentäler-Maske zeigt eine verwegene Miene, tiefbraunen Teint, einen schwarzen Bart und wallendes schwarzes Haar. Dazu trägt der Räuber einen ebenfalls schwarzen Kegelhut mit rotem Bandstreifen und langen Fasananfedern. Mit seiner roten Jacke über dem weißen Pullover und Chapaeu sowie grüner Hose, roten Strümpfen, schwarzen Schuhen und Handschuhen kommt er nobel daher. In der Hand hält er einen braunen Plüschwedel zum Streicheln der Umzugs-Zuschauer.
Nur beim ersten Reutener Maskenumzug 1974 trat der Schussentäler gemeinsam mit einer Räuberin auf. Häs und Maske waren ähnlich, anstatt der grünen Hose trug die blonde "Schussentälerin" einen grünen Rock. Den Hästrägerinnen missfielen diese Röcke jedoch und so nähten sie diese kurzerhand in Hosen um - der weibliche Schussentäler war verschwunden! Im Verlauf der folgenden mehr als zwei Jahrzente festigte sich allerdings der Wunsch, eine gesonderte Frauenmaske zu schaffen. Diesen Wunsch machte sich Gruppenleiter Volker Knörle zur Aufgabe und so entstand nach aufwändiger Entwicklungsphase im Jahr 2001 die Schwaaz Ageth. Der Name wurde in Anlehnung an eine Diebin gewählt, die um 1800 lebte und ihren Spitznahmen ihrem langen pechschwarzen Haar zu verdanken hatte.
Die Schwaaz Ageth trägt über dem roten Rock eine gelbe Schürze, eine grüne Jacke mit Puff-Ärmeln, eine natruweiße Haube und dazu schwarze Handschuhe sowie schwarze, halbhohe Stiefel. In den Händen hält sie einen ovalen Weidenkorb. Die Maske existiert in zwei Varianten, als junge hübsche Diebin mit verführerischem Gesicht, aber auch als gealterte mit grauem Haar!
Als erste Reutener Holzmaske entstand 1971 die Goiß, die seitdem die Reutener Fasnet belebt. Die Idee für die Maske lieferte der zu Reute gehörende Bahnhof Durlesbach. Die Reutener Narren gehen davon aus, dass der historische Goißbock aus dem Lied "Auf d´r schwäbscha Eisabahna" vor seinem "seligen End" in einem guten Stall für reichlich Nachwuchs gesorgt hat.
An der handgeschnitzten Holzmaske ist ein original Goißafell angebracht. Das braune Häs wird von einem braunen, mit fünf Glocken besetzten, Gürtel zusammengehalten. Es wird von einem braunen Halstuch, braunen Handschuhen mit aufgenähmtem Fell und braunen Schuhen komplettiert. Da bis heute jede Maske von Hand geschnitzt wird, bekommt jeder Goißakopf sein ganz individuelles Aussehen. Die Goiß ist eine sehr lebhafte Maske und erfreut die Umzugszuschauer gemeinsam mit ihrem Narrensamen mit so manchem Schabernack.
Die Goißa-Gruppe ist auch bei vielen Arbeitseinsätzen zahlreich und tatkräftig vertreten: Unter anderem besteht das bewährte Küchenteam hauptsächlich aus aktiven Maskenträgern dieser Gruppe. Neben den diversen Gruppenabenden trifft man sich auch zum Kässpätzleessen, Grillen und zu einer gemeinsamen Weihnachtsfeier. Aus dem seit 1987 bestehenden Hüttenwochenende der Goißagruppe wurde in den neunziger Jahren das mittlerweile tradtionelle und beliebte Hüttenwochenende der gesamten Narrengilde.
Seit 1974 ist der Riedrälle an der Reutener Fasnet aktiv dabei. Die ersten Mitglieder der Gruppe kamen aus dem sogenannten "unteren Bezirk", wo sie, seit 1963 bestehend, noch "Riedmeckeler" hießen. Mit Rupfensäcken, Hanfperücken und rotbraun geschminkten Gesichtern nahm dieser wilde Haufen an Umzügen in nah und fern teil. Heute werden die MItglieder nicht mehr geschminkt. Stattdessen tragen sie Masken mit zotteligem Basthaar und die alten Rupfensäcke mussten einem Häs aus ähnich ausstehenden Stoff weichen. Verziert wird er mit roten, gelben und grünen Flecken. Ein dunkelgrüner, rot-schwarz geflammter Umhang rundet das charakteristische Erscheinungsbild ab.
Der Riedrälle stellt eine Schreckgestalt aus der nahen Riedlandschaft dar. Mit seinem Birkenstecken überspringt er so manches Hindernis.
Aus ursprünglich fünf Masken bei der Gründung hat sich im Laufe der Zeit eine große Maskengruppe mit 60 Masken und vielen kleinen Riedrälle entwickelt. Die Riedrälle-Gruppe ist am ganzen Reutener Fasnetswochenende im Einsatz. Auch außerhalb der Fasnet sind die Mitglieder bei vielen Arbeitseinsätzen tatkräftig dabei.
Aus dieser wohl traditionsreichsten Gruppe ist die Reutener Fasnet Mitte der Fünfziger Jahre entstanden. Schon lange vor der Gründung der Narrengilde haben die Zigeuner Fasnet gefeiert und einen Umzug in Reute organisiert. Dabei nahm das Zigeunervolk mit vielen Wagen und Ulkgruppen teil. Als die Gruppen immer größer wurden, entschloss man sich 1963 zur Gründung des Vereins.
Schon damals war das Sammeln und Schnurren von Geld und Waren in Reute und Umgebung Aufgabe des Zigeunervolkes. Bei den Bauern wurde Frucht, Mehl, Eier u.v.m. geschnurrt, bis am Abend der Planwagen randvoll war. Diese Waren wurden dann an Müller und Bäcker verkauft. Mit dem Erlös hat man früher wie heute Wurst und Wecken gekauft und damit die Kinder beschenkt.
Wie es sich für richtige Zigeuner gehört, wird auch ein „Tanzbär“ mitgeführt. Dieser ist mit dem Bärentreiber und der Zigeunermusik unterwegs und bringt die Fasnet in die Häuser. Auch die Scherenschleifer gehören von Anfang an dazu. Meist aus zwei Personen bestehend, werden sie mit ihrem Schleifstein von Haus zu Haus geschickt, um stumpfe Messer und Scheren gegen Entlohnung zu schleifen. Die Zigeunerpaare gehen mit dem mit Kurzwaren wie Sternlesfaden, Schuhcremebürsten, Mausfallen und vielen Süßigkeiten gefüllten Schnurrerkorb in die Häuser, um zu verkaufen und zu handeln.
Dass das Schnurren ein nicht wegzudenkender Brauch ist, zeigt sich daran, dass auch heute noch an den drei Schnurrertagen Gumpiger Donschtig, Rußliger Freitig und Fasnetssamstag immer noch in den gleichen Ortsteilen geschnurrt wird wie früher. Gegenüber den Anfangsjahren, als man kreuz und quer durch Reute zog, werden die Schnurrerpaare heute auf die verschiedenen Ortsteile aufgeteilt.